Welche Bedeutung haben Ersatzteile in der Vermarktung gebrauchter Anlagentechnik?

Welche Bedeutung haben Ersatzteile in der Vermarktung gebrauchter Anlagentechnik?

[Juni 2021] Häufig sind insbesondere bei brauchten Kraftwerksblöcken oder sonstigen Erzeugungseinheiten am Standort noch die zugehörigen Ersatzteile verfügbar, als sogenanntes Lagermaterial. Viele Verkäufer fragen sich dann, ob diese Teile besser zusammen mit dem zu verkaufenden Block als Einheit angeboten werden sollen, oder ob diese besser gesondert zu vermarkten sind?

Unsere Empfehlung dazu hängt davon ab, welche Verkaufsstrategie der Anbieter wählt: Soll der Block vorrangig als Ganzes verkauft werden, um so einen möglichst hohen Verkaufspreis zu erzielen, dann sind die Ersatzteile für den Käufer sehr wichtig. Der Restwert dieses Lagerbestands kann in diesem Fall größtenteils dem Verkaufspreis zugeschlagen werden.

Steht der Verkauf von einzelnen Komponenten im Fokus, haben die Ersatzteile für einen Käufer, z.B. bei einer Ersatzbeschaffung nach Schadensfall, deutlich weniger Wert, denn ein Käufer könnte z.B. noch eigene Teile vorrätig haben. Zudem beziehen sich viele, vor allem kleinere Ersatzteile wie Schrauben, Zahnräder, Riemen oder Dichtungen nicht direkt auf eine bestimmte Komponente. In diesem Fall erzielt der Verkäufer einen Mehrwert, wenn er das Lager an einen Verwerter verkauft. Zudem kann dies meist schneller erfolgen, dann allerdings mit einem erheblichen Preisnachlass auf ungenutzte Teile.

Im Folgenden beschreiben wir indikativ, wie wir einen Lagerbestand im Falle eines Blockverkaufs bewerten:

Da nach der troveo-Methode ungenutzte Ersatzteile nicht altern, jedoch pauschalen Abschlägen wegen begrenzter Wiederverwendbarkeit unterliegen, werde diese Teile vereinfach und pauschal mit ca. 35% der ursprünglichen Beschaffungspreise bewertet. Wegen der aktuell sehr niedrigen Inflationsraten konnten mögliche Inflationseffekte hier unberücksichtigt bleiben.

Die Bewertung mit einem pauschalen Abschlag zum Neupreis setzt allerdings voraus,

  1. a) dass sich der Lagerbestand „normalverteilt“ verhält, d.h. mit wenigem hochwertigen und vielem geringwertigen Material

und

  1. b) dass zum hochwertigen Material zumindest teilweise auch vollständige Ersatz-Bauteile (z.B. eine Pumpe oder ein Transformator) oder zusammenhängende Bauelemente (z.B. ein Turbinenläufer) befinden. Solche Teile können dann ggf. auch einzeln verkauft werden.

Von Anduena Stephan, Dipl. Phil., MBA International Business